Das war eindrucksvoll und mal etwas ganz anderes als mein Berater- und Speaker-Alltag: Ein ganzes Wochenende mit den Medienmachern der TV-Branche zusammenarbeiten – in Fernseh-Studios in Köln.

 

In den MMC-Studios, die über die höchsten Produktionshallen in Europa verfügen, durfte ich nicht nur Moderatoren Frage und Antwort stehen, sondern sah mir auch die Kulissen an, in welchen die Vorabendserie “Alarm für Cobra 11” gedreht wurde. Von Stern TV, über das Frühstücksfernsehen bis hin zu den öffentlich rechtlichen Fernsehsendern sprach ich mit den Verantwortlichen und ging schließlich ins Interview mit Karen Heinrich vom SAT 1 Frühstücksfernsehen. 

Kernfrage beim Fernsehen: Was will der Zuschauer sehen?

Was für mich als Marketingfrau besonders erstaunlich war: Wie wenig wir Experten doch in der Lage sind, die Position des Gegenübers, in diesem Fall des Zuschauers, einzunehmen. Beim Fernsehen lautet die zentrale Fragestellung: Was will der Zuschauer sehen und hören? Im Umkehrschluss sollten wir uns als Führungskräfte in unserem täglichen Business fragen: Was brauchen meine Mitarbeiter?

Jeder von uns geht selbstverständlich davon aus, dass unsere Botschaften ganz klar formuliert sind und verständlich beim Gegenüber ankommen. Doch ist das tatsächlich so? Nicht umsonst gehört die Kommunikationsfähigkeit zu den maßgeblichen Kompetenzen, über die eine Führungskraft verfügen sollte. Nur Führungskräfte?

Fernseh-Zuschauer sind meist Mitarbeiter, nicht Chefs

Für mich bestand die Aufgabe bei der Aufzeichnung darin, dass ich das Thema “Führung” für die Fernsehzuschauer interessant machen sollte – und dies, obwohl die Zuschauer eher Mitarbeiter als Chefs sind. Ein kurzes Brainstorming und schon war klar: Da jeder Mitarbeiter einen Chef hat und es zwischen den Beteiligten im  Führungsprozess häufig aus den unterschiedlichsten Gründen zu Konflikten kommt, machen wir dies zum Thema – und zwar konsequent  aus der Mitarbeiter-Perspektive.

Wie führe ich meinen Chef?

Das war die Frage, die ich im digitalen Zeitalter aufwarf und beantwortete: Ist es nicht so, dass Führung steht ein Prozess zwischen Menschen und somit keine Einbahnstraße ist? Also kann ich als Mitarbeiter, wenn ich Probleme mit dem Chef habe, diesem auch nicht allein die Verantwortung für alles zuschieben.

Vielmehr sollte ich mir bewusst machen: Auch der Chef ist ein Mensch. Er  braucht vielleicht auch mal eine Portion Verständnis für seine Lage und Situation sowie ein Lob oder zumindest Anerkennung durch seine Mitarbeiter. Insofern bin ich als Mitarbeiter auch mitverantwortlich dafür, wie die Beziehung zwischen mir und meinem Chef funktioniert. und ich kann maßgeblich dazu beitragen, dass die Arbeitsatmosphäre angenehmer und die Zusammenarbeit erfolgreicher wird.

Also nicht einfach die Verantwortung für alle Stimmungsschwankungen und Missverständnisse grundsätzlich beim Chef parken – sondern die Beziehung aktiv und bewusst gestalten.